Seit 2005 gilt der dritte Montag im Jänner als „traurigster Tag des Jahres“, bekannt auch unter dem Namen „Blue Monday“. Der Tag geht auf eine vermeintlich wissenschaftliche Formel des britischen Psychologen Cliff Arnall zurück, die von einem Tourismusunternehmen, das im Winter Reisen verkaufen wollte, veröffentlicht worden war und sich später als PR-Coup entpuppt hatte.
„Blue Monday“ setzt sich dabei aus den Wörtern „blue“, in jenem Kontext gleichbedeutend mit „deprimierend“, und „Monday“, also Montag, zusammen.
Caritas: „Plaudernetz“ gegen Isolation
Wenngleich es keinen wissenschaftlichen Beleg für die These Arnalls gibt, so wird der Tag international von NGOs als Aktionstag gegen Depressionen und Einsamkeit genutzt. Denn tatsächlich leiden viele Menschen im Winter, unter anderem aufgrund des Mangels an Sonnenlicht, unter einem Stimmungstief. Dazu kommt, dass depressive Symptome, Angstsymptome, aber auch Schlafstörungen aufgrund der Coronavirus-Pandemie stark zugenommen haben.
Auch die Caritas nimmt den Tag zum Anlass, um auf Probleme wie Isolation und Einsamkeit aufmerksam zu machen. Mit dem „Plaudernetz“ bietet die NGO unter 05-1776-100 seit April 2020 eine „schnelle Hilfe in Momenten der Einsamkeit“.
Die Zunahme von Anfragen von Menschen, die in Not geraten sind, ist laut Caritas ein Faktum. „Neu ist, wie viele Menschen mit psychischen Problemen und Krankheiten zu kämpfen haben. Mit dem vierten Lockdown haben wir in unseren Sozialberatungsstellen einen deutlichen Anstieg der Anfragen verzeichnet“, so Klaus Schwertner, geschäftsführender Caritas-Direktor der Erzdiözese Wien.
Britischer Psychologe enttäuscht
Arnall selbst äußerte sich in einem Interview mit dem britischen „Independent“ 2018 jedenfalls enttäuscht über die Folgen seiner Arbeit: Es sei nicht seine Absicht gewesen, den dritten Montag im Jänner mit seinen Berechnungen noch bedrückender zu machen.