Lockdown in Salzburg

Greil für härteren Lockdown: Politik winkt ab

Richard Greil, Krebsspezialist und Virologe am Uniklinikum Salzburg, spricht sich für einen härteren Lockdown über Ostern auch in Salzburg aus. Die CoV-Zahlen seien auch in Salzburg hoch. Die Politik winkt jedoch ab.

In Salzburg liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bei rund 280, in Niederösterreich knapp darunter, im Burgenland und in Wien höher. Die Maßnahmen für den Osten Österreichs würden daher auch Salzburg gut anstehen, sagt der Krebsspezialist und Virologe Greil: „Faktum ist, dass wir noch längere Zeit entsprechende Disziplin brauchen. Und wir müssen aufpassen, dass die Situation über die Osterfeiertage nicht wieder entgleitet. Daher wäre mir persönlich durchaus sehr recht, wenn wir österreichweit zu diesem Thema einen Gleichklang in allen Bundesländern hätten.“

 Stöckl: „Nicht einmal die Hälfte der Intensivbetten belegt“

Die Politik in Salzburg will von einem neuerdings „Osterruhe“ genannten Lockdown allerdings nichts wissen. Man liege in der CoV-Eskalationsstufe auf Stufe drei der siebenstufigen Skala, betont Gesundheitsreferent und Landeshauptmann-Stellvertreter Christian Stöckl (ÖVP). Nicht einmal die Hälfte der Intensivbetten sei derzeit belegt.

Dem entgegnet Spitzenmediziner Greil unter Verweis auf CoV-Patienten im Spital allgemein und auf Intensivstationen im Besonderen: „Wir reden von einer Verdoppelung bzw. Verdreifachung der Patientenzahlen innerhalb von vier Wochen. Somit ist völlig unstrittig, dass da eine hohe Dynamik vorhanden ist.“

Politik von vielen Seiten unter Druck

Dass die Politik derzeit von vielen Seiten unter Druck stehe, gesteht Gesundheitsreferent Stöckl ein. Er meint damit auch den Druck aus der Wirtschaft. Im Europark bestätigt man, dass das Ostergeschäft auf Hochtouren laufe.

Salzburger Martin Kocher neuer Arbeitsminister

„Selbst wenn es nochmals einen Lockdown im Frühjahr gibt, sind die Wachstumsaussichten besser, weil einfach das 2. Halbjahr besser werden wird“, versprühte der neue Arbeitsminister Martin Kocher beim virtuellen Neujahrsempfang des Businessclubs „Club Tirol“ am Montagabend Optimismus für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes im heurigen Jahr.

Kocher wurde ursprünglich eingeladen, um als Chef des Wirtschaftsforschungsinstitutes IHS einen Ausblick auf die konjunkturelle Entwicklung im Jahr 2021 zu geben. Trotz der kurzfristig erfolgten Angelobung als neuer Arbeitsminister kam er der Einladung des Clubs der Tiroler in Wien nach.

Kocher und das IHS erwarten für das heurige Jahr ein Wirtschaftswachstum von 3,1 Prozent. „Entscheidend wird sein, wenn wir ab Mai etwa mit den Impfungen die Pandemie in den Griff bekommen und dann Lockerungen möglich sind – dann lässt sich vieles aufholen“, sagte der Arbeitsminister vor rund 100 Club-Mitgliedern.

Kocher ortet aber auch zahlreiche mögliche Probleme: „Ich fürchte, dass es in einigen Branchen, etwa dem Tourismus, nach der Pandemie einen Nachholeffekt geben wird und wirtschaftlich eigentlich gesunde Betriebe vom Markt verdrängt werden könnten.“

Die aktuellsten Meldungen

Unterdessen gibt es weiteres Lob für die Bestellung von Kocher zum neuen Arbeitsminister. Kocher, der als Professor auch am MCI und an der Uni Innsbruck eine Reihe von Lehrveranstaltungen abgehalten hat, sei „ein Profi und ein Volltreffer für das Land“, sagt MCI-Rektor Andreas Altmann. Er sei über den rasch erfolgten Wechsel des bisherigen IHS-Chefs in die Politik „überrascht gewesen, aber sehr positiv, dass er das macht“, betont Altmann. Er kenne den Neo-Minister seit vielen Jahren als hochintelligenten Fachmann, der neben Finanz- und Wirtschaftswissen auch hohe soziale Kompetenz besitze. Der gebürtige Salzburger sei quasi auch Wahl-Tiroler, mit seinem Wechsel in die Regierung werde in jedem Fall auch der gesamte Westen Österreichs politisch gestärkt.

Covid 19 und Psyche in Salzburg

Anlässlich des Welttages der psychischen Gesundheit am vergangenen Samstag informierte Pro Mente Salzburg über eine starke Steigerung der Fallzahlen in der ambulanten und telefonischen Krisenintervention nach dem Lock-Down. Die Zahlen der Inanspruchnahme sind seit Beginn der Pandemie dramatisch gestiegen (+100 Prozent im Zeitraum März bis August 2020).

SALZBURG. Am vergangenen Samstag war der internationale Tag der psychischen Gesundheit. Die Pro Mente Salzburg bietet mit der ambulanten Krisenintervention und der telefonischen 24h-Krisenhotline ein sehr niederschwelliges Angebot für alle Menschen in akuten psychischen Krisen. Die Zahlen der Inanspruchnahme sind seit Beginn der Pandemie dramatisch gestiegen (+100 Prozent im Zeitraum März bis August 2020). Hier wird die quantitative Entwicklung psychosozialer Krisen erkennbar, deren weiterer Verlauf noch gar nicht abschätzbar ist.

„Ständiges Hinweisen auf die Bedrohungsszenarien durch Corona darf nicht das einzige gesellschaftliche Steuerungsmittel sein. Es gilt vermehrt auf das vorhandene psychosoziale Unterstützungsangebot hinzuweisen. Für Menschen in instabilen Lebenssituationen muss erkennbar sein, dass sie nicht zurückgelassen werden. Hier ist die Politik ebenso gefordert wie Medien, und vor allem sozialer Zusammenhalt von uns allen“

, betont Josef Demtsch, Leiter der Ambulanten Krisenintervention.

Spätfolgen des Lock-Downs
für Menschen mit psychischen Erkrankungen

Wolfgang Aichhorn, Präsident von Pro Mente Salzburg und Vorstand der Universitätsklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik in der Christian-Doppler-Klinik, spricht von Rückfällen:

„Auf Grund der geringeren allgemeinen Versorgungsdichte, die die Covid-19 Maßnahmen mit sich gebracht haben, sind zahlreiche Menschen mit psychischen Erkrankungen von Rückfällen betroffen. Dies betrifft insbesondere Menschen mit Depressionen, Angst- und Suchterkrankungen, die auch vermehrt im Krankenhaus behandelt werden müssen.“

Eine zweite, stark zunehmende Gruppe sind Menschen, die direkt oder indirekt von Covid-19 Folgen betroffen sind. Dazu zählen Arbeitslosigkeit, soziale Isolation, wirtschaftliche Sorgen und Zukunftsängste. Diese Menschen wenden sich zunehmend an die niederschwellige Krisenintervention. Interessanterweise bitten viele auch um persönliche Kontakte, um zumindest kurzfristig aus der sozialen Isolation auszubrechen. Aber auch die Erkrankung selbst ist mit neuropsychiatrischen Symptomen verbunden, wie eine jüngst in Lancet Psychiatry veröffentlichte Studie zeigt. Dazu gehören neben den schon bekannten Geruchs- und Geschmacksstörungen auch depressive und kognitive Symptome, wie zum Beispiel Konzentrationsstörungen.

Weniger Praktikumsplätze
für Menschen mit psychischen Erkrankungen

Personen mit psychischen Erkrankungen haben es generell schwer, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. In allen Arbeitsbereichen (Training, Orientierungsmaßnahmen, Beschäftigungsprojekte etc.) sind Klienten der Pro Mente Salzburg daher besonders auf Praktika und Arbeitserprobungen in Salzburger Unternehmen angewiesen, damit sie eine Chance bekommen, langfristig gut integriert zu werden. Durch die Maßnahmen im Rahmen der Pandemie ist es für diese Zielgruppe noch schwieriger geworden, den (Wieder-)Einstieg ins Arbeitsleben zu bewältigen. So sind vor allem bei der ersten Kündigungswelle Personen dieser Zielgruppe betroffen gewesen. In weiterer Folge fehlt die Möglichkeit, die Klienten über bisherige Zugänge langfristig zu vermitteln. Die Belastungen nehmen auch in Zusammenhang mit arbeitserhaltenden Maßnahmen zu. Man kann bereits jetzt einen 20-prozentigen Rückgang bei der Integration von Menschen mit psychischen Erkrankungen und multiplen Problemlagen verzeichnen. Als direkte Auswirkung der Krise konnten aktuell auch deutlich weniger Praktikumsplätze angeboten werden.

„Wichtig ist es, dass diese Zielgruppe nicht wieder an den Rand rückt und Sparmaßnahmen auf deren Rücken ausgetragen werden, die in weiterer Folge auf das gesamte Familiensystem Einfluss nehmen. Psychisch kranke Menschen dürfen nicht als Folge der Krise durch die Maschen der sozialen Netze fallen“

, fordern die Verantwortlichen von Pro Mente Salzburg.

Land Salzburg wertet Home-Office aus

Drei Monate nach Ausbruch der Coronavirus-Pandemie zieht die Salzburger Landesverwaltung Bilanz über die Produktivität der Mitarbeiter im Homeoffice. Von einem Tag auf den anderen mussten statt 230 plötzlich 1.000 Angestellte von zu Hause aus arbeiten. Das Land will die Heimarbeit tageweise auf 20 Prozent ausbauen.

Homeoffice war in der Salzburger Landesverwaltung vor der Krise nicht wirklich ein Thema. In den vergangenen drei Monaten hat man aber hunderte Teleworking-Arbeitsplätze eingerichtet und ist jetzt dabei, zumindest einen Teil davon in den Regelbetrieb überzuführen – auf Basis der Erfahrungen in den bisherigen Coronavirus-Monaten. „Es muss der Mitarbeiter zu den Homeoffice-Rahmenbedingungen passen und auch sein Themengebiet. Jede Arbeit kann nicht von zu Hause aus erledigt werden und jeder Mitarbeiter, jede Mitarbeiterin ist auch nicht für diese Arbeitsweise geeignet“, sagt der für das Personal zuständige Landesrat Josef Schwaiger (ÖVP).

Land will Homeoffice auf 20 Prozent anheben

Beim Land weiß man inzwischen recht genau, in welchen Abteilungen Homeoffice Sinn macht und wo es weniger angebracht ist. Leicht umzusetzen sei Homeoffice laut Schwaiger in Bereichen der Wohnbauförderung, bei generellen Förderangelegenheiten, beim Erstellen von Bescheiden und Gutachten. Nicht umsetzbar ist die Heimarbeit hingegen in den Bezirksverwaltungsbehörden. Hier müsse wegen des Parteienverkehrs eine hohe Anzahl an Mitarbeitern für den Kundenkontakt anwesend sein.

Elf Prozent der Arbeitsplätze waren beim Land vor der Pandemie als zumindest zeitweise Teleworking-Arbeitsplätze ausgestattet. Das soll nach der Krise deutlich mehr werden, das Land will auf 20 Prozent kommen. Die Mitarbeiter sollen dann tageweise von zu Hause aus arbeiten, tageweise im Büro sein.

„Output hängt vom Charakter ab, nicht von Abteilung“

Wer für Homeoffice geeignet ist, das sei primär vom betroffenen Menschen abhängig, ist man beim Land Salzburg inzwischen überzeugt – und weniger vom Umfeld, sprich von Kindern und Familie. Eine Erkenntnis hat man beim Land Salzburg in den vergangenen Wochen und Monaten übrigens noch gewonnen: Telearbeit ist tendenziell weiblich und Teilzeit, der Arbeitsplatz im Amt ist tendenziell männlich und Vollzeit.

10 Regeln zum Arbeitsschutz/Corona

Diese Regeln sollen Arbeitnehmer vor Infektion schützen (deutscher Standard ab 15.4.)

1. Bestehender Arbeitsschutz gilt weiter: Arbeitsschutzmaßnahmen, die bisher schon in den Unternehmen gelten, sollen weiter gelten – aber zusätzlich durch Infektionsschutzmaßnahmen ergängt werden. Das sei für alle Unternehmen in Deutschland verbindlich.

2. Betriebsärzte sollen Unternehmen beraten: Bei der Umsetzung dieser Maßnahmen sollen die Unternehmen Hilfe von Betriebsärzten und medizinischem Personal bekommen. So soll es zum Beispiel Unterweisungen für Beschäftigte geben, wie sie sich am Arbeitsplatz verhalten sollen – gegebenenfalls auch telefonisch. Besonders bedrohte Arbeitnehmer sollen eine Einzelberatung in Anspruch nehmen können.

3. Abstand muss eingehalten werden: Konkret wird unter anderem grundsätzlich vorgegeben, dass ein Abstand von mindestens 1,5 Metern zu anderen Menschen auch bei der Arbeit einzuhalten ist – und zwar in Gebäuden, im Freien und in Fahrzeugen.

Dafür müssten Absperrungen, Markierungen oder Zugangsregelungen umgesetzt werden. Wo dies nicht möglich ist, seien alternativ etwa Trennwände zu installieren – die sind schon jetzt in vielen Supermärkten in Form von Plexiglas-Trennern installiert.

4. Möglichst wenige Menschen auf einmal: Die Arbeitsabläufe in den Unternehmen sollen so organisiert werden, dass Beschäftigte möglichst wenig direkten Kontakt zueinander haben. Dies gelte etwa für Pausen, Schichtwechsel oder Anwesenheit im Büro.

5. Nicht krank zur Arbeit: Für Beschäftigte gilt der Grundsatz: „Niemals krank zur Arbeit“, betonte Bundearbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Wer Symptome wie leichtes Fieber habe, solle den Arbeitsplatz verlassen oder zu Hause bleiben, bis der Verdacht ärztlich geklärt ist. Es handele sich um verbindliche Regeln, sagte Heil. Die Behörden würden die Einhaltung auch stichprobenartig kontrollieren. Man gehe aber davon aus, dass sich die Unternehmen an die Vorgaben halten.

6. Mundschutz: Ist das Einhalten des Sicherheitsabstandes nicht machbar, sollen die Arbeitgeber Nase-Mund-Bedeckungen für die Beschäftigten und auch für Kunden und Dienstleister zur Verfügung stellen.

7. Waschgelegenheiten müssen vorhanden sein: Die Arbeitgeber müssten zudem dafür sorgen, dass die Arbeitnehmer ihre Hände waschen und desinfizieren können.

8. Häufige Reinigung: Büros, Fahrzeuge und andere Flächen, die bei der Arbeit benutzt werden, sollen häufiger als sonst gereinigt werden.

9. Unternehmen kooperieren mit Gesundheitsbehörden

10. Grundsatz „Gesundheit geht vor“: Heil erklärte, die Gesundheit der Beschäftigten habe zu jeder Zeit Priorität, darauf sollten vor allem Führungskräfte achten.

Corona – Informationen für Betriebe bzgl. Arbeitnehmerschutz

CORONAVIRUS: Informationen für Arbeitgeber zum Arbeitnehmerschutz

Hier finden Sie Informationen für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber zu Schutzmaßnahmen betreffend Coronavirus.