Arbeitsmarkt – mehr Ältere ohne Job

Die Arbeitslosigkeit in Österreich war auch im Mai wieder rückläufig: Arbeitslose und Schulungsteilnehmer zusammengenommen sank sie um 4,6 Prozent zum Vorjahr. In der Altersgruppe der Über-50-Jährigen hingegen ist die Arbeitslosigkeit gestiegen. Insgesamt lag die Arbeitslosenquote bei 6,8 Prozent (nach nationaler Berechnung), ein Rückgang um 0,3 Prozentpunkte zum Mai 2018.

Per Ende Mai 343.137 waren Personen ohne Job, nämlich die gemeldeten 278.948 Arbeitslosen und die 64.189 Schulungsteilnehmer. Eingeteilt nach Altersgruppen war der stärkste Rückgang bei den Jugendlichen unter 25 Jahren zu verzeichnen, hier ging die Arbeitslosigkeit um 8,7 Prozent zurück. Bei den 25 bis 49-Jährigen sank die Arbeitslosigkeit um 6,0 Prozent, bei den Über-50-Jährigen stieg sie um 1,0 Prozent. Betrachtet man nur die Arbeitslosen ohne Schulungen, so stieg die Arbeitslosenzahl bei den Älteren sogar um 1,5 Prozent.  

Dieser Trend hänge zum einen damit zusammen, dass der Anteil der Älteren an der Erwerbsbevölkerung generell rasch anwächst und es daher auch mehr ältere Arbeitslose gibt, erklärt AMS-Wien-Chef Winfried Göschl. Zum anderen stimme es aber natürlich, dass es Über-50-Jährige auch bei guter Arbeitsmarktlage noch immer schwerer haben, wieder in Beschäftigung zu kommen, wenn sie einmal ihren Job verloren haben.

Sorge um die steigende Arbeitslosigkeit von Älteren äußerten die SPÖ und NEOS. Für SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch besteht bei den über 50-Jährigen dringend Handlungsbedarf mit Beschäftigungsmaßnahmen wie der von der geplatzten türkis-blauen Bundesregierung abgedrehten Aktion 20.000. „Mit der SPÖ in der Regierung wird es jedenfalls wieder rasch Maßnahmen für ältere Arbeitslose geben“, verspricht er. Für die NEOS haben Türkis-Blau bei „lebenslangem Lernen“ versagt. Die Menschen über 50 Jahren müssten frühzeitig durch Qualifizierungsmaßnahmen unterstützt werden. Die alte „implodierte“ Bundesregierung habe aber keine aktive Arbeitsmarktpolitik für diese Zielgruppe gemacht, kritisiert NEOS-Sozialsprecher Gerald Loacker. Die nächste Regierung nach den Nationalratswahlen müsse mehr Angebote für Fort- und Erwachsenenbildung schaffen.

Bei Frauen sank die Arbeitslosigkeit (ohne Schulungen) im Mai nur um 0,5 Prozent, bei Männern fiel sie um 4,3 Prozent. Inklusive Schulungen sank die Arbeitslosigkeit bei Frauen um 2,3 Prozent, bei Männern um 6,5 Prozent. Während bei Inländern ein Rückgang der Arbeitslosigkeit (ohne Schulungen) um 5,0 Prozent verzeichnet wurde, stieg sie bei Ausländern um 3,2 Prozent an. Inklusive Schulungen war die Arbeitslosigkeit bei Inländern um 5,6 Prozent und bei Ausländern um 2,4 Prozent rückläufig.

Der Rückgang der Arbeitslosigkeit zeigte sich in allen neun Bundesländern. Betrachtet man nur die gemeldeten Arbeitslosen ohne Schulungen gab es allerdings in Vorarlberg ein Plus um 1,9 Prozent.

Der Vorstand des Arbeitsmarktservice (AMS), Johannes Kopf, verweist auf die verlangsamte Konjunkturentwicklung: „Dieses schwächere Wirtschaftswachstum ist nunmehr auch am Arbeitsmarkt zu erkennen“, die Arbeitslosigkeit gehe nicht mehr so stark zurück wie noch 2018. Trotzdem sei kein Grund für Enttäuschung gegeben, denn es gebe immer noch eine „höchst erfreuliche Entwicklung“. In einem Spezialthema verweist das AMS auf die hohe Dynamik des Arbeitsmarkts: Allein im Lauf des Mai haben mehr als 50.000 Menschen, die zuvor beim AMS vorgemerkt waren, eine neue Arbeit aufgenommen. Aber nicht nur die Dynamik zwischen Arbeitslosigkeit und Job steigt im langjährigen Vergleich, auch die Anzahl der Menschen am Arbeitsmarkt steige merkbar: Heute sind um rund 13 Prozent mehr Menschen auf dem österreichischen Arbeitsmarkt aktiv als noch vor 10 Jahren.

Die Wirtschaftskammer (WKÖ) möchte die Mobilität am Arbeitsmarkt steigern. „Es darf nicht sein, dass Unternehmen etwa im Westen ihre Arbeitsplätze nicht besetzen können und gleichzeitig die Arbeitslosigkeit in Wien im zweistelligen Bereich liegt,“ betont WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf. Die Industriellenvereinigung (IV) warnt davor, die positive Entwicklung nicht durch verantwortungslose Politik – Stichwort „teure Wahlgeschenke“ – zu gefährden. Die Arbeiterkammer (AK) richtet ebenfalls einen vorausschauenden Appell an die Verantwortlichen: Das Budget des Arbeitsmarktservice (AMS) für 2020 müsse gesichert werden – bei allen „politischen Unsicherheiten“, so AK-Präsidentin Renate Anderl.